Demokratie ist ein fragiles Konstrukt. Es bedarf steter Bemühungen, sie zu erhalten, wie ein Blick in die Geschichte zeigt. Die erste Demokratie in Österreich wurde in weniger als einem Jahr zerstört: Von der Ausschaltung des Parlaments im März 1933 über die Aufhebung des Verfassungsgerichtshofes im Mai desselben Jahres bis zum Verbot der Sozialdemokratischen Partei nach dem Februaraufstand 1934 zieht sich ein Prozess, der von Bundeskanzler Engelbert Dollfuss bewusst betrieben wurde. Eine gemeinsame Vortragsreihe der Volkshochschule Linz und der Johannes Kepler Universität will die Geschehnisse und die Hintergründe der Jahre 1933/34 beleuchten und dabei auch nach dem Erbe der Dollfuss-Schuschnigg Jahre in der Erinnerungskultur fragen.
„Die Auseinandersetzung mit der Zerstörung der Demokratie 1933/34 soll uns für die Verletzlichkeit und die Bruchstellen unserer heutigen politischen Ordnung sensibilisieren. Unsere Demokratie ist nur so stark wie unser Engagement, sie zu bewahren. Diese Vortragsreihe ist eine wichtige Gelegenheit, uns gemeinsam mit Expertinnen und Experten zu erinnern, zu lernen und uns für den Schutz unserer demokratischen Werte einzusetzen“, sagt Bildungsreferentin Mag.a Eva Schobesberger.
Die Reihe startet am 21.Oktober im Wissensturm und ist eine Kooperation der Volkshochschule Linz mit dem Institut für Neuere Geschichte und Zeitgeschichte sowie dem Institut für Wirtschafts-, Sozial- und Umweltgeschichte der Johannes Kepler Universität. Beginn der insgesamt vier Abende ist jeweils um 19 Uhr im Saal E09. Der Eintritt ist frei. Die Veranstaltungsreihe richtet sich an alle Bürger:innen, die sich für die Geschichte der Demokratie und die Herausforderungen ihrer Erhaltung in der Gegenwart interessieren. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen, an den Vorträgen und Diskussionen teilzunehmen.
„Vergangenheit und Gegenwart sind miteinander verbunden. Historisches Wissen dient der Orientierung in der Gegenwart und ist ein elementarer Teil der Demokratiebildung. Wer über den Zustand und die Gefährdungen unserer heutigen Demokratie Bescheid wissen will, tut gut daran, sich über frühere Herausforderungen der Demokratie zu informieren. Dem dient die Vortragsreihe "1933/34 - Wie eine Demokratie stirbt", die sich mit den Geschehnissen rund um die Zerstörung der Demokratie in Österreich 1933/34 beschäftigt und danach fragt, wie wir uns heute daran erinnern und welchen Nutzen wir aus dem Wissen für die Gegenwart ziehen können. Historisches Wissen ist keine Gebrauchsanweisung - aber Lernprozesse sind ohne historisches Wissen nicht möglich“ so Univ.-Prof. Dr. Marcus Gräser, Institut für Neuere Geschichte und Zeitgeschichte der JKU.
„Volkshochschulen stehen – gerade auch 2024 – für Demokratiebildung. Sie sind nicht nur Stätten des demokratischen Diskurses - mit Bildungsangeboten fördern sie das Verständnis für demokratische Prozesse und stärken die aktive Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Besonders wichtig dabei ist die Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte, da sie das Bewusstsein für historische Zusammenhänge und deren Einfluss auf die Gegenwart schärft. Dies trägt dazu bei, dass Menschen aus der Vergangenheit lernen, sich kritisch mit ihrer Gegenwart auseinandersetzen, die eigene Haltung reflektieren und sich aktiv für eine demokratische Zukunft einsetzen“ betont Mag.a Katja Fischer, MAS, Fachbereichsleitung Gesellschaft-Politik, VHS Linz.
Mehr Informationen: VHS-Vortragsreihe "Wie eine Demokratie stirbt"
Text- und Fotoquelle: Stadt Linz