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Mittwoch, 16. Oktober 2024

Vortragsreihe 1933/34 – Wie eine Demokratie stirbt

Gemeinsame Veranstaltung der Volkshochschule Linz und der Johannes Kepler Universität

Demokratie ist ein fragiles Konstrukt. Es bedarf steter Bemühungen, sie zu erhalten, wie ein Blick in die Geschichte zeigt. Die erste Demokratie in Österreich wurde in weniger als einem Jahr zerstört: Von der Ausschaltung des Parlaments im März 1933 über die Aufhebung des Verfassungsgerichtshofes im Mai desselben Jahres bis zum Verbot der Sozialdemokratischen Partei nach dem Februaraufstand 1934 zieht sich ein Prozess, der von Bundeskanzler Engelbert Dollfuss bewusst betrieben wurde. Eine gemeinsame Vortragsreihe der Volkshochschule Linz und der Johannes Kepler Universität will die Geschehnisse und die Hintergründe der Jahre 1933/34 beleuchten und dabei auch nach dem Erbe der Dollfuss-Schuschnigg Jahre in der Erinnerungskultur fragen. 

„Die Auseinandersetzung mit der Zerstörung der Demokratie 1933/34 soll uns für die Verletzlichkeit und die Bruchstellen unserer heutigen politischen Ordnung sensibilisieren. Unsere Demokratie ist nur so stark wie unser Engagement, sie zu bewahren. Diese Vortragsreihe ist eine wichtige Gelegenheit, uns gemeinsam mit Expertinnen und Experten zu erinnern, zu lernen und uns für den Schutz unserer demokratischen Werte einzusetzen“, sagt Bildungsreferentin Mag.a Eva Schobesberger.

Vier Vorträge – Start am 21. Oktober

Die Reihe startet am 21.Oktober im Wissensturm und ist eine Kooperation der Volkshochschule Linz mit dem Institut für Neuere Geschichte und Zeitgeschichte sowie dem Institut für Wirtschafts-, Sozial- und Umweltgeschichte der Johannes Kepler Universität.  Beginn der insgesamt vier Abende ist jeweils um 19 Uhr im Saal E09. Der Eintritt ist frei. Die Veranstaltungsreihe richtet sich an alle Bürger:innen, die sich für die Geschichte der Demokratie und die Herausforderungen ihrer Erhaltung in der Gegenwart interessieren. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen, an den Vorträgen und Diskussionen teilzunehmen.

  • 21. Oktober 2024 – Eröffnungsvortrag
    Stefan Eminger (Niederösterreichisches Landesarchiv)
    Thema: „Ökonomisch-soziale Rahmenbedingungen 1933/34: Antidemokratische Potenziale in der österreichischen Politik der Zwischenkriegszeit“
    In seinem Einführungsvortrag analysiert Stefan Eminger (NÖ Landesarchiv) die ökonomisch-sozialen Rahmenbedingungen der 1933/34er Jahre, die Kalküle, die politischen Entscheidungen und die Interessenlagen der maßgeblichen Player. Er fragt nach den unterschiedlichen Vorstellungen der Krisenlösungspolitik und spürt dem antidemokratischen Potenzial in der österreichischen Politik der Zwischenkriegszeit nach. 
     
  • 4. November – Diskussion
    Irene Bandhauer-Schöffmann (Universität Wien), Stefan Benedik (Haus der Geschichte Österreich) und Marcus Gräser (Johannes Kepler Universität) widmen sich der kontroversen Debatte um die korrekte Bezeichnung des politischen Systems zwischen 1933 und 1938 und hinterfragen die Definitionen und Interpretationen der damaligen Zeit. Unter dem Titel „Austrofaschismus-Ständestaat-Kanzlerdiktatur“: Ein Streit um Begriffe“ - die Frage der korrekten Bezeichnung des politischen Systems der Jahre 1933/34 bis 1938. Ein Namensstreit, der bis in die Gegenwart reicht, knüpft sich daran doch auch die Frage nach der politischen Verantwortung für die Zerstörung der Demokratie und den Aufstieg des Nationalsozialismus in Österreich. 
     
  • 11. November 2024 – Vortrag
    Lucile Dreidemy (Universität Wien)
    Thema: „Das Erbe der Dollfuß-Schuschnigg-Jahre in der Erinnerungskultur“
    Lucile Dreidemy analysiert die langfristigen Auswirkungen der autoritären Ära auf die österreichische Erinnerungskultur und wie diese Zeit heute gesellschaftlich und politisch verarbeitet wird.
     
  • 18. November 2024 – Abschlussvortrag
    Marion Wisinger (Historikerin und Autorin)
    Thema: „Österreich 2024: Demokratie in Gefahr – Beobachtungen und Exemplarsches“
    Im abschließenden Vortrag wird ein Bogen in die Gegenwart gespannt. Am Beispiel der Europäischen Kulturhauptstadt Bad Ischl wird aufgezeigt, wie sich gegenwärtige politische Entwicklungen negativ auf demokratische Strukturen auswirken können.

Lernen aus der Geschichte

„Vergangenheit und Gegenwart sind miteinander verbunden. Historisches Wissen dient der Orientierung in der Gegenwart und ist ein elementarer Teil der Demokratiebildung. Wer über den Zustand und die Gefährdungen unserer heutigen Demokratie Bescheid wissen will, tut gut daran, sich über frühere Herausforderungen der Demokratie zu informieren. Dem dient die Vortragsreihe "1933/34 - Wie eine Demokratie stirbt", die sich mit den Geschehnissen rund um die Zerstörung der Demokratie in Österreich 1933/34 beschäftigt und danach fragt, wie wir uns heute daran erinnern und welchen Nutzen wir aus dem Wissen für die Gegenwart ziehen können. Historisches Wissen ist keine Gebrauchsanweisung - aber Lernprozesse sind ohne historisches Wissen nicht möglich“ so Univ.-Prof. Dr. Marcus Gräser, Institut für Neuere Geschichte und Zeitgeschichte der JKU. 

 „Volkshochschulen stehen – gerade auch 2024 – für Demokratiebildung. Sie sind nicht nur Stätten des demokratischen Diskurses - mit Bildungsangeboten fördern sie das Verständnis für demokratische Prozesse und stärken die aktive Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Besonders wichtig dabei ist die Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte, da sie das Bewusstsein für historische Zusammenhänge und deren Einfluss auf die Gegenwart schärft. Dies trägt dazu bei, dass Menschen aus der Vergangenheit lernen, sich kritisch mit ihrer Gegenwart auseinandersetzen, die eigene Haltung reflektieren und sich aktiv für eine demokratische Zukunft einsetzen“ betont Mag.a Katja Fischer, MAS, Fachbereichsleitung Gesellschaft-Politik, VHS Linz. 

Mehr Informationen: VHS-Vortragsreihe "Wie eine Demokratie stirbt"

Text- und Fotoquelle: Stadt Linz 

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