Neubauten auf Kosten historischer Bausubstanz, Bauvorhaben, die nicht zum jeweiligen Stadtviertel passen sowie überdimensionierte neue Gebäude zeigen eines: Die Gestaltungshoheit über die Stadtentwicklung geht immer mehr verloren.
Das möchte der Stadtplanungsexperte sowie Grüne Planungssprecher Markus Rabengruber ändern. Er schlägt daher im morgigen Gemeinderat die Wiedereinführung des Planungsinstitutes vor, das in den 1980er Jahren maßgeblich verantwortlich gewesen ist, Charakteristik und Qualität der Altstadt neues Leben einzuhauchen. „Es ist höchste Zeit, die Entwicklungshoheit über die Stadt zurückzuerlangen. Dafür braucht es eine Institution, die sich explizit mit dem Bild der gesamten Stadt beschäftigt und die Qualität des Stadtraumes im Fokus hat“, so Rabengruber.
Genau wie heute sind auch in den 1980er Jahren vielerorts historische Gebäude abgerissen oder durch Neubauten ersetzt worden. Dass die Linzer Altstadt von diesem Schicksal verschont geblieben ist, ist wesentlich dem damaligen „Planungsinstitut Linzer Altstadt“ zu verdanken, das bis heute als Vorreiter für eine sanfte Altstadterneuerung und nachhaltige Stadtplanung gilt.
„Besonders ausgezeichnet hat die Arbeit des Planungsinstitutes die Tatsache, dass die Arbeit interdisziplinär stattgefunden hat und die ausgearbeiteten Konzepte die Erneuerung und Verbesserung ganzer Stadtviertel im Blick gehabt hat“, streicht Rabengruber die Besonderheit der damaligen Einrichtung hervor und fordert daher ein Planungsinstitut nach dem damaligen Vorbild, das aber um zusätzliche Aufgaben versehen wird.
Dass es genug zu tun gibt, daran lässt ein Blick auf die Stadtentwicklung der vergangenen Jahre keinen Zweifel. „Viel zu oft steht das Einzelobjekt und nicht die Gestaltung der Stadt im Vordergrund“, macht Rabengruber deutlich und nennt als Beispiel die Tendenz „toter Erdgeschoßzonen“ bei Neubauten – etwa durch Stiegenhäuser an der gesamten Front straßenseitiger Fassaden.
Als eines der Probleme auf Kosten der Stadtgestaltung sieht der Grüne Gemeinderat dabei, dass nach wie vor die Themenkomplexe Stadtraum, Mobilität und Grünraum getrennt voneinander betrachtet werden. „Der Gestaltungsbeirat kann hier nur noch Schadensbegrenzung betreiben, hat aber keinen Einfluss auf eine übergeordnete Stadtgestaltung“, sieht Rabengruber die Notwendigkeit eines Planungsinstitutes gegeben, das alle „Grätzl“ betrachtet und die jeweiligen besonderen Charakteristika herausarbeitet.
Daher schlagen wir in unserem Gemeinderatsantrag vor, dass der für Stadtplanung zuständige Bürgermeister die Einführung eines städtischen Planungsinstitutes in die Wege leitet, das im Gegensatz zum Vorbild aus den 1980er Jahren erweiterte Aufgaben bekommt. Der Einrichtung sollen Expert:innen aus den unterschiedlichsten Bereichen angehören werden, Hauptziel soll sein, die Gestaltung der Stadt durch eine interdisziplinäre Planung proaktiv und vorausschauend zu betreiben. „Wenn wir uns als Stadt das Steuer in der Stadtgestaltung nicht länger aus der Hand nehmen lassen wollen, müssen wir jetzt handeln“, betont Rabengruber.