Den eigenen Kindern zumindest eine warme Mahlzeit pro Tag zu ermöglichen ist auch in Linz nicht für alle Eltern ohne Probleme machbar. Dennoch müssen auch Haushalte mit wenig Einkommen wohl bald mehr für das Mittagessen in städtischen Kinderbildungseinrichtungen bezahlen. Betroffen sind Schüler:innen, die eine Mittelschule besuchen, dort zu Mittag essen, weil sie am Nachmittag Unterricht haben, die eigentliche Nachmittagsbetreuung aber nicht in Anspruch nehmen. Der Vorschlag, die Tarife für diese Gruppe anzuheben, ist diese Woche im Ausschuss des designierten Bürgermeisters Dietmar Prammer beschlossen worden. Die Grünen haben nicht zugestimmt.
„Auch in Linz leben Eltern und hier vor allem Alleinerzieherinnen unter der Armutsschwelle. Daher sind wir als Stadt gefordert, alles zu unternehmen, damit Kinder aus armutsbetroffenen Haushalten zumindest einmal täglich ein warmes Essen bekommen und sich die Eltern wenigstens darum keine Sorgen mehr machen müssen. Deshalb ist die Valorisierung der Essenstarife ein guter Zeitpunkt, den Nulltarif für Kinder aus Haushalten mit wenig Einkommen wieder einzuführen“, betont Stadträtin Eva Schobesberger.
Energie, Lebensmittel, Miete: Verursacht durch multiple Krisen sind die Lebenshaltungskosten in den vergangenen Jahren gestiegen. Diese Entwicklung wirkt sich vor allem für Menschen, die ohnehin wenig Geld zur Verfügung haben, dramatisch aus und führt dazu, dass Betroffene nicht mehr wissen, wie sie die Ausgaben für das tägliche Leben stemmen sollen. Alleine der für Armutsgefährdete besonders relevante „Mini-Warenkorb“, der die Preisentwicklung von wöchentlich gekauften Gütern und Dienstleistungen misst, ist nach starken Anstiegen in den vergangenen Jahren, 2024 erneut um 3,4 Prozent in die Höhe geklettert (Quelle Statistik Austria).
„Trotz dieser Tatsachen auch die Essenstarife für Eltern mit geringen finanziellen Mitteln zu erhöhen, ist vollkommen unangebracht und stellt für die Betroffenen eine zusätzliche Herausforderung dar“, gibt Gemeinderätin Lucia Straßer-Kreisel zu bedenken.
Konkret sollen Erziehungsberechtigte mit wenig Einkommen künftig 2,40 statt 1,95 Euro pro Mittagessen bezahlen müssen, wenn ihre Kinder in einer städtischen Mittelschule zu Mittag essen, ohne anschließend die Nachmittagsbetreuung zu besuchen. Das letzte Wort hat dazu kommende Woche der Gemeinderat. Diesen werden die Grünen zum Anlass nehmen, die Wiedereinführung des Nulltarifes für jene Haushalte, die sich bei der Gebühr für das Mittagessen in der untersten Tarifstufe befinden, zum Thema zu machen. „Dass Kinder und Jugendliche, deren Eltern nicht viel Geld zur Verfügung haben, ein warmes Mittagessen bekommen, muss uns als Stadt ein Anliegen sein“, setzen sich Schobesberger und Straßer-Kreisel für eine finanzielle Entlastung armutsbetroffener Haushalte ein.
Den Nulltarif für Haushalte mit wenig Einkommen hat der Gemeinderat 2014 abgeschafft. Versuche einer Wiedereinführung – zuletzt haben die Grünen gemeinsam mit der KPÖ im September 2022 einen entsprechenden Antrag gestellt – sind vor allem an der SPÖ gescheitert. „Dass sich hier offenbar auch unter dem künftigen Bürgermeister kein Sinneswandel abzeichnet, ist enttäuschend“, hält Schobesberger fest und verweist dabei auch auf die neuerlich gestiegenen Kosten für die Öffi-Monatskarte für Aktivpass-Bezieher:innen. „Menschen, die ohnehin wenig haben, ständig verstärkt zur Kasse zu bitten und ihnen das Leben dadurch weiter zu erschweren, ist unverantwortlich. Mit solchen Maßnahmen werden die Armen und nicht die Armut bekämpft“, macht Straßer-Kreisel deutlich.