Cookie-Einstellungen
Wir verwenden Cookies, um Ihnen ein optimales Webseiten-Erlebnis zu bieten. Dazu zählen Cookies, die für den Betrieb der Seite und für die Steuerung unserer kommerziellen Unternehmensziele notwendig sind, sowie solche, die lediglich zu anonymen Statistikzwecken, für Komforteinstellungen oder zur Anzeige personalisierter Inhalte genutzt werden. Sie können selbst entscheiden, welche Kategorien Sie zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass auf Basis Ihrer Einstellungen womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.

Weitere Informationen finden Sie unter »Datenschutz«
Impressum
Essenzielle Cookies
- Session cookies
- Login cookies
Performance Cookies
- Google Analytics
Funktionelle Cookies
- YouTube
- reCAPTCHA
Targeting Cookies
- Facebook Pixel

Dienstag, 24. Juni 2025

Startschuss für einziges stadteigenes Mikroklimamessnetz Österreichs

Umfassende Daten als Grundlage für Planung, Klimavorsorge und zur Bewusstseinsbildung

Der Linzer Stadtsenat setzte in seiner Sitzung vom 18. Juni 2025 die Beschlüsse zur Vergabe des Mikroklimamessnetzes in Linz: Damit ist nach mehrjähriger Planung der Startschuss für ein österreichweit einziges Projekt gefallen, zu dem sich der Gemeinderat bereits 2021 verpflichtet hat. Als erste Stadt Österreichs baut die oberösterreichische Landeshauptstadt damit selbst ein Mikroklimamessnetz, bestehend aus etwa 50 Messstationen auf, um kontinuierlich aktuelle, flächendeckende Daten zum Stadtklima zu generieren. Diese stehen in weiterer Folge nicht nur der Verwaltung zur Verfügung, sondern sollen nach einer Testphase auch für Bürger:innen – etwa im City-Dashboard – niederschwellig zugänglich gemacht werden.

Mit den gewonnenen Monitoring-Daten kann die Stadtplanung auf eine wertvolle und wissenschaftlich fundierte Grundlage zurückgreifen und weitere Schritte abgestimmt auf klimatische Anforderungen einzelner Stadtteile oder sogar Straßenzüge setzen.

Bereits im Vorjahr wurden die in Frage kommenden Standorte der einzelnen Messstellen mittels hochauflösender Klimasimulationen eruiert. Dieses Vorprojekt wurde in Kooperation mit dem Austrian Institute of Technology AIT durchgeführt.

In dem vergangene Woche präsentierten zweiten Österreichischen „Sachstandsbericht zum Klimawandel“ fand erstmals die von der Linzer Stadtklimatologie entwickelte Risikokarte Hitze Eingang. Die an dem Bericht maßgeblich beteiligten Wissenschaftler:innen heben den von der Landeshauptstadt vorangetriebenen, evidenzbasierten Ansatz zum Klimawandelanpassungsprogramm „Zukunft Linz“ als Best Practice-Beispiel hervor.

„Wir erleben in diesen Tagen die ersten wirklichen Hitzetage, verbunden mit so genannten Tropennächten, an denen die Temperaturen vor allem im stark bebauten, wenig durchlüfteten und wenig begrünten Bereich stark ansteigen und auch nachts nur langsam wieder sinken. Das neue Messnetz wird uns einerseits noch genauer aufzeigen, in welchen Stadtbereichen dringendster Handlungsbedarf zur Entlastung der Linzer:innen besteht. Andererseits können Entscheidungsträger:innen und Verwaltung anhand des einzigartigen Datenmaterials exakt beurteilen und planen, welche Projekte wo Priorität haben“, erklärt Klimastadträtin Mag.a Eva Schobesberger.

„Verantwortungsvolle, nachhaltige Stadtplanung orientiert sich nicht nur an aktuell verfügbaren Datensätzen, sondern zieht auch Schlüsse aus längerfristigen Entwicklungen und daraus resultierenden Prognosen. Die Datengrundlage aus dem Mikroklimamessnetz ist ein wertvolles Fundament, um Planungen und Entscheidungen faktenbasiert anhand wissenschaftlicher Erkenntnisse treffen zu können“, betont Dr.-Ing Hans-Martin Neumann, Direktor des Geschäftsbereiches Planung, Technik und Umwelt.

„Besonders hervorzuheben ist, dass die durch das Messnetz gewonnenen Daten sehr kleinteilig verfügbar sein werden. Das bedeutet, dass Projekte zur Klimavorsorge noch vorausschauender und effizienter umgesetzt werden können. Gerade in der Klimavorsorge spielt auch Bewusstseinsbildung eine große Rolle. Das Messnetz bietet die einzigartige Chance mit objektiven Daten das subjektive Erleben jeder und jedes Einzelnen zu ergänzen“, sagt Stadtklimatologe Mag. Johannes Horak, PhD.

Grünes Licht gab der Linzer Stadtsenat in der jüngsten Sitzung dem endgültigen Ausbau des Messnetzwerkes: Mit zwei Beschlüssen wurde der Aufbau dieses österreichweit ersten und einzigen städtischen Mikroklimamessnetzes endgültig auf Schiene gebracht. Damit wird ein wesentlicher Punkt aus dem am 1. Juli 2021 vom Linzer Gemeinderat einstimmig beschlossenen Fahrplan zum Klimawandelanpassungskonzept Realität. Das neue Messnetzwerk wird künftig jene Datenbasis zur Verfügung stellen, die zur Erreichung der zehn übergeordneten Ziele der Stadt Linz zur Klimawandelanpassung essenziell sind. Die gewonnenen Daten stehen in weiterer Folge im Eigentum der Stadt und sollen veröffentlicht werden. Die vom Gemeinderat zur Verfügung gestellten Mittel umfassen maximal 200.000 Euro.

Ziele des meteorologischen Messnetzes sind:

  • Messung von Lufttemperatur, Luftfeuchtigkeit und solarer Einstrahlung.
     
  • Flächendeckendes Monitoring temperaturbezogener klimatologischer Indikatoren, wie Tage mit Spitzentemperaturen von mehr als 30 Grad Celsius (Hitzetage) und Nächten ohne Abkühlung unter 20 Grad Celsius (Tropennächte).
     
  • Verbesserung der städtischen Datengrundlage im Hinblick auf das Meso- und Mikroklima.
     
  • Beitrag zur Bewusstseinsbildung der Bevölkerung, Verwaltung, von Unternehmen und Entscheidungsträger*innen.
     
  • Zusätzliche Anreize für Forscher:innen, um innovative Forschungsprojekte, die in und mit der Stadt Linz geplant sind etwa im Bereich der Stadtklimatologie oder Meteorologie, umzusetzen.

Mit dem Aufbau des Messnetzes wurde die Linz Strom Gas Wärme GmbH beauftragt, um die gemessenen Daten zuverlässig – mittels LoRaWAN – zur Messzentrale des Magistrats zu übertragen. Dieser Teilbereich umfasst einen Gesamt-Auftragswert von 105.000 Euro, wobei 62.500 Euro einmalig auf die Errichtung und jeweils 8.520 Euro auf die Betriebskosten über fünf Jahre entfallen.

Installation und Wartung des Messnetzes wird das Linzer Unternehmen ELIN GmbH übernehmen. Dies umfasst die Montage der bereitgestellten meteorologischen Messgeräte auf Masten im Stadtgebiet sowie deren Wartung. Das Angebot mit einem Volumen von gesamt knapp 80.000 Euro umfasst auch die Wartung nach extremen Wetterereignissen wie Sturm oder Starkregen.

Messstandorte wurden in wissenschaftlichem Vorprojekt ausgewählt

Zur Auswahl der 50 optimalen Standorte der Messstellen wurde bereits im Vorfeld ein mehrstufiger Prozess durchlaufen. Zunächst wurden in Kooperation mit dem Austrian Institute of Technology AIT so genannte Local Climate Zones (LCZ) identifiziert, um die Linzer Stadtregion nach objektiven Bebauungskriterien zu charakterisieren. Diese Klassifizierung ermöglicht es, unterschiedliche städtische Strukturen und damit korrelierende klimatische Eigenschaften zu beschreiben. Parallel wurde ein repräsentativer Sommertag mittels eines hochentwickelten Modells (PALM-4U) simuliert. Dieses Modell lieferte für Linz hochaufgelöste Daten und ermöglich eine detaillierte Analyse des städtischen Mikroklimas.

„Natürlich ist es besonders wichtig, die Verteilung der Messstandorte anhand wissenschaftlicher Kriterien aufzusetzen und ein entsprechend dichtes Messnetzwerk aufzubauen, um auch wirklich aussagekräftige Daten über das gesamte Stadtgebiet zu erhalten“, erklärt Klimastadträtin Mag.a Eva Schobesberger.

Messgeräte übermitteln alle zehn Minuten Daten

Als Messgerät installiert, wird die Meteohelix® IoT PRO der Fa. Barani. Dieses zeichnet sich durch qualitativ hochwertige und genaue Messungen von Lufttemperatur (0,1 °C zwischen 0 °C und 65 °C) und Luftfeuchtigkeit (1,5 Prozent zwischen 0 °C und 65 °C) aus und kommt bereits in anderen Städten der DACH-Region zum Einsatz. Die Messstationen sollen die gemessenen Parameter alle 10 Minuten via LoRaWAN Technologie an die städtische Messzentrale übermitteln. Dabei benötigen sie keine externe Stromversorgung, ein integriertes PV-Panel lädt den internen Stationsakku und sorgt somit für eine langfristige Einsatzdauer. Ohne die Notwendigkeit einer Spannungsversorgung können die Geräte flexibel an passenden Standorten im Stadtgebiet angebracht werden.

Sachstandsbericht Klimawandel: Linz als Role-Model für andere Städte

Der evidenzgetriebene Ansatz der Stadt Linz in Sachen Anpassung an den Klimawandel findet nun auch bundesweit Beachtung: In dem vergangene Woche präsentierten zweiten Österreichischen „Sachstandsbericht Klimawandel“, fand auch ein Beitrag zu der von der städtischen Abteilung Stadtklimatologie und Umwelt erarbeiteten „Risikokarte Hitze“ Erwähnung.

Dr. Daniel Huppmann, Co-Vorsitzender des Sachstandsberichts Klimawandel sowie Klima- und Energieexperte am Internationalen Institut für Angewandte Systemanalyse (IIASA) hebt die Arbeit der Stadt Linz in einem Standard-Interview vom 18. Juni 2025 als besonders hervor:

„Im Klimabericht zeigen wir das Anpassungskonzept „Zukunft Linz“ als ein positives Beispiel für evidenzbasierte, ganzheitlich gedachte Antworten auf die Herausforderung der Erderhitzung. Aber es braucht in vielen Städten und Gemeinden viel mehr Know-how und, ganz praktisch gedacht, einfach eine Person, die für Klimawandelanpassung zuständig ist. Da braucht es mehr Praxiserfahrung und Bürgerbeteiligung, nicht unbedingt mehr Wissenschaft.“

Sechs fixe Messstationen liefern bereits Klima-Daten

Die Stadt Linz hat bereits im Jahr 2021 damit begonnen, Messstationen im Stadtgebiet zu installieren, um eigene, aussagekräftige Klimadaten zu generieren. Mittlerweile sind sechs Stationen vorhanden, die teils große Unterschiede innerhalb des Stadtgebietes sichtbar machen, wie auch der Jahresbericht Klimawandelanpassung 2024 – beispielsweise anhand der Verteilung der Tropennächte – aufzeigt.

„Durch die stadteigenen Messstationen wissen wir genau, dass es im Stadtgebiet große Unterschiede gibt. So ist bei der Anzahl der Tropennächte entscheidend, ob jemand in Bereichen lebt, die vom Grüngürtel beeinflusst werden oder in der dicht verbauten Innenstadt. Mit dem Ausbau des Messnetzes auf 50 avisierte Standorte machen wir in dieser Hinsicht nochmals einen großen Sprung nach vorne“, resümiert Klimastadträtin Mag.a Eva Schobesberger.

Text- und Fotoquelle: Stadt Linz 

Weitere Newsbeiträge
Bitte erlauben Sie funktionale Cookies um diesen Inhalt anzuzeigen