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Mittwoch, 2. Juli 2025

Frauenressort sagt K.O.-Tropfen den Kampf an

Deutsche Aktivistin Nina Fuchs in Linz

K.O.-Tropfen stehen für eine besonders perfide Form sexualisierter Gewalt. Das Frauenressort der Stadt Linz greift dieses drängende Thema daher mit Nachdruck auf. Durch eine stadtweite von FIFITITU% gestaltete Awareness-Kampagne mit dem klaren Statement "SO WHAT?! #notyourfault". Im Rahmen der Kampagne, die deutlich macht, dass immer die Täter und niemals die Opfer schuld sind, fand auch das gestrige Podiumsgespräch im Wissensturm mit Nina Fuchs, der Initiatorin des deutschen Vereins „KO – Kein Opfer e.V.“ statt.  Zudem wird „LUISA IST DA“ weiter ausgebaut und bereits seit über 10 Jahren führt das autonome Frauenzentrum im Auftrag des Linzer Frauenressorts Workshops an Linzer Schulen durch.  

„Gewalt gegen Frauen ist alltäglich – sie geht uns alle an. K.O.-Tropfen sind ein Werkzeug dieser Gewalt. Wir müssen daher endlich die Täter in den Fokus rücken. Jeder einzelne Vorwurf an Betroffene verkennt die Ursachen von Gewalt und schützt damit indirekt die Täter. Diese Dynamik muss durchbrochen werden. Männer müssen Verantwortung für Männergewalt übernehmen. Nur eine konsequente gesellschaftliche Haltung schafft Unterstützung und Schutz für Betroffene", betont Frauenstadträtin Mag.a Eva Schobesberger.

„Als Betroffene von sexualisierter Gewalt unter dem Einfluss von K.O.-Tropfen und Vorstandsvorsitzende des Vereins Kein Opfer e.V. weiß ich, wie sehr unser Umgang mit diesem Thema häufig versagt. Statt wirkungsvoller Schutzmaßnahmen erleben wir immer noch Symbolpolitik, falsche Prävention und massives Victim-Blaming. Was wir brauchen, ist ein radikales Umdenken – hin zu konsequenter Aufklärung, strukturellen Veränderungen und echter Solidarität mit Betroffenen“, fordert Nina Fuchs.

Nina Fuchs und der Verein „KO- Kein Opfer“

Nina Fuchs ist Vorstandsvorsitzende des gemeinnützigen Vereins KO- Kein Opfer e.V., der sich der Präventions-, Aufklärungs- und Öffentlichkeitsarbeit zu den Themen sexualisierte Gewalt, K.-O.-Tropfen und Konsens widmet. Sie ist selbst Betroffene von sexualisierter Gewalt unter dem Einfluss von K.-O.-Tropfen und wird seit einigen Jahren als Speakerin und Expertin zu diesen Themen zu Fachtagungen, politischen Fachgesprächen im Bundestag, in Schulen, Fernsehsendungen und viele andere Formate eingeladen. Sie setzt sich auf verschiedenen Ebenen für die Rechte von Betroffenen sexualisierter Gewalt und Gewalt durch K.-O.-Tropfen ein und gibt ihnen eine Stimme. Sie arbeitet außerdem als Trainerin für das Seminarzentrum Diversity Lab und gibt dort Trainings für Unternehmen und Organisationen zu Konsens und Prävention von sexualisierter Gewalt am Arbeitsplatz.

„Die Entstehung dieses gemeinnützigen Vereins ist stark mit meiner eigenen Geschichte verknüpft – meine Geschichte, die am 18. April 2013 begann und mein ganzes Leben verändert hat. In dieser Nacht wurde ich unter dem Einfluss von K.-O.-Tropfen vergewaltigt. Fünf Jahre später, im Mai 2018, wurde dann der mutmaßliche Täter anhand der DNA-Spuren aus seinem Sperma in der Datenbank gefunden. Dennoch hat die Staatsanwaltschaft München I das Verfahren eingestellt und weder die eingereichte Beschwerde meines Anwalts noch eine sehr erfolgreiche Online-Petition mit über 100.000 Unterschriften und viel Aufmerksamkeit durch die Medien konnte das ändern. Meine Ohnmacht und meine Verzweiflung waren groß. Durch meinen Weg in die Öffentlichkeit wandten sich immer mehr Betroffene an mich und teilten ihre Geschichten mit mir. Mir wurde bewusst, dass das, was ich erlebt hatte, kein tragisches Einzelschicksal ist, sondern es fast allen Betroffenen genauso geht. All diese Fälle zeigen deutlich, welch struktureller Diskriminierung Opfer von sexualisierter Gewalt von Seiten der Justiz ausgesetzt sind“, so Nina Fuchs.

Hochkarätige Podiumsdiskussion im Wissensturm

Als Hauptreferentin hat Nina Fuchs in ihrem Impulsvortrag von ihrer eigenen Erfahrung mit sexualisierter Gewalt unter dem Einfluss von K.O.-Tropfen und dem daraus entstandenen Engagement berichtet. Der Vortrag beleuchtete gängige Missverständnisse, problematische Präventionsansätze und den gesellschaftlichen Umgang mit dem Thema – von Victim-Blaming bis hin zu politischen Scheindebatten.

Neben Stadträtin Mag.a Eva Schobesberger und Nina Fuchs diskutierte Rebekka Hochreiter vom Verein FIFTITU% sowie Präventionsbeamtin Margit Kaltenberger über Ansätze feministischer Aufklärung und konkrete Projekte im Linzer Stadtraum. Ziel ist es, den Diskurs aus der Tabuzone zu holen und neue Impulse für Gewaltprävention zu setzen.

Frauenressort sagt K.O.-Tropfen den Kampf an

Sexualisierte Gewalt mit K.O.-Tropfen ist keine Randerscheinung. Ihre Anwendung erfolgt gezielt, oft mit lebensbedrohlichen Folgen für die Opfer. Das Linzer Frauenbüro stellt klar: Es braucht eine offene, tabufreie Debatte, einen solidarischen Umgang mit Betroffenen und vor allem ein Ende der Schuldumkehr.

Mit dieser Initiative positioniert sich die Stadt Linz klar: Es braucht Aufklärung, strukturelle Verantwortung und eine Haltung, die Betroffene stärkt. Das Frauenressort setzt damit ein starkes Zeichen für eine solidarische Stadtgesellschaft – frei von Schuldzuweisungen, wachsam gegenüber Gewalt und klar in der Haltung gegenüber Täterverhalten.

Zitat

„Gewalt gegen Frauen ist alltäglich – sie geht uns alle an. K.O.-Tropfen sind ein Werkzeug dieser Gewalt. Wir müssen daher endlich die Täter in den Fokus rücken. Jeder einzelne Vorwurf an Betroffene verkennt die Ursachen von Gewalt und schützt damit indirekt die Täter. Diese Dynamik muss durchbrochen werden. Männer müssen Verantwortung für Männergewalt übernehmen. Nur eine konsequente gesellschaftliche Haltung schafft Unterstützung und Schutz für Betroffene."

– Eva Schobesberger

K.O.- Tropfen: Kreative Awareness Kampagne mit FIFTITU%

K.O.-Tropfen sind kein individuelles, sondern ein gesellschaftliches Problem. „SO WHAT?! #notyourfault“ verschiebt die Verantwortung weg von den Betroffenen hin zu den Tätern, denn: Es ist nicht Aufgabe der Frauen, sich vor Gewalt zu schützen.

Vorurteile wie „Du bist ohne Begleitung nach Hause gegangen“ werden mit der Phrase „SO WHAT?!“ (zu Deutsch: „NA UND?!“) übermalt. Das Statement „#notyourfault“ verdeutlicht, dass die Schuld nicht bei den Betroffenen gesucht werden darf, sondern bei den Tätern. Alle Plakate enthalten zudem weiterführende Informationen zu Hilfsangeboten wie Hotlines oder Beratungsstellen. Die Kampagne wird in verschiedenen Sprachen umgesetzt, um möglichst viele Menschen zu erreichen.

Mit der Umsetzung der Kampagne wurde der Verein FIFTITU% – Vernetzungsstelle für Frauen in Kunst und Kultur in Oberösterreich beauftragt. Die Kampagne umfasst unter anderem prägnante Sujets und eine interaktive Social-Media Kampagne, bei der Frauen ermutigt werden ihre Erfahrungen und Meinungen zu teilen. Die gesammelten Inhalte fließen wiederum in die Entwicklung weiterer Sujets ein.

LUISA IST DA! – Circa 40 Gastronomie- und Veranstaltungsbetriebe nehmen bereits teil

Im Herbst 2024 hat das Frauenressort die Kampagne „LUISA IST DA!“ in den Linzer Gastronomie- und Veranstaltungsbetrieben gestartet. Ziel von „LUISA IST DA!“ ist es, sexuelle Belästigung und Sexismus zu bekämpfen.

Übergriffiges und sexistisches Verhalten wird klar als unangebracht definiert und Mädchen und Frauen, die sich in unangenehmen oder bedrohlichen Situationen befinden, soll schnelle, diskrete und unkomplizierte Hilfe angeboten werden. Das Frauenressort der Stadt Linz organisiert nun kostenlose Schulungstermine durch das autonome Frauenzentrum für interessierte Gastronomie- und Veranstaltungsbetriebe. Mit der Frage „Ist Luisa da?“ können Frauen in teilnehmenden Betrieben Hilfe in Anspruch nehmen. Das Personal in den Betrieben ist speziell geschult und weiß, wie es diskret agieren kann, um Betroffene zu unterstützen – z.B. durch das Bestellen eines Taxis, das Benachrichtigen von Freund*innen oder die Kontaktaufnahme zur Polizei.

„Mit uns nicht!“- Workshops an Linzer Schulen

Seit 2014 führt das autonome Frauenzentrum die Workshops „Mit uns nicht!“ bereits im Auftrag des Frauenressorts durch. In diesen Workshops werden auch K.O.-Tropfen thematisiert, um junge Frauen über deren Einsatz und Wirkung aufzuklären sowie in eine Auseinandersetzung über Übergriffe und die Wahrung der eigenen Grenzen zu treten. In einem geschützten Rahmen werden die Mädchen über unterschiedliche Formen von Gewalt, im Speziellen über sexuelle Gewalt im Zusammenhang mit K.O.-Tropfen, aufgeklärt.

Länderübergreifende Studie der TU Chemnitz zu K.O.-Tropfen

Ein länderübergreifendes Forschungsprojekt zum Thema K.O.-Tropfen startete kürzlich an der Juniorprofessur für Europäisches Management der TU Chemnitz in Kooperation mit Forscher:innen in Innsbruck und Dresden. Dabei wird in Deutschland, Österreich und der Schweiz mittels einer anonymen Online-Befragung der allgemeine Wissensstand über K.O.-Tropfen erhoben und gleichzeitig werden auch eigene Erfahrungen der Befragten mit K.O.-Mitteln erfasst.

Denn auch wenn es Hinweise darauf gibt, dass der Anteil drogenassoziierter Sexualdelikte insbesondere in Zusammenhang mit K.O.-Tropfen und Alkohol in den letzten Jahren zugenommen haben könnte, gibt es kaum Zahlen über den tatsächlichen Missbrauch von K.O.-Tropfen. Das liegt zum einen an der teilweisen sehr kurzen Zeitspanne der Nachweisbarkeit von als K.O.-Tropfen missbrauchten Substanzen und zum anderen an der Unwissenheit der Opfer. Das länderübergreifende Projekt unter Leitung der Chemnitzer Forscherin Dr.in Charlotte Förster soll im Rahmen ihrer europäischen Gesundheitsforschung Licht in die vermutlich hohe Dunkelziffer von Betroffenen bringen, die bereits mit K.O.-Mitteln in Kontakt gekommen sind. 

Text- und Fotoquelle: Stadt Linz

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