Seit 2012 würdigt die Stadt Linz alljährlich herausragendes frauenpolitisches Engagement. Heuer geht der mit 3.600 Euro dotierte Frauenpreis an die feministische Initiative „CatcallsofLinz“ für ihr Projekt „Wir kreiden (verbale) sexuelle Belästigung an!“. CatcallsofLinz ist Teil der internationalen Bewegung Chalkback.org, die ihren Anfang bereits 2016 in New York hatte. Heute ist die Bewegung auf sechs Kontinenten in 49 Ländern und 150 Städten aktiv. Seit 2019 engagieren sich Aktivistinnen bei CatcallsofLinz und schaffen dadurch Sichtbarkeit für dieses Thema. Durch das kritische Aufzeigen von verbaler sexueller Belästigung in unserer Gesellschaft stößt diese feministische Initiative Diskussionen an.
„Die hohe Qualität der Einreichungen für den Frauenpreis 2023 zeigt, wie viele Organisationen mit ganz unterschiedlichen Initiativen in Linz für Frauenrechte und tatsächliche Gleichstellung eintreten. Dank gebührt den zahlreichen Aktivis:innen und Mitstreiter:innen, die sich für eine gleichberechtigte Gesellschaft einsetzen. Ganz besonders freut es mich, dass wir heuer eine sehr junge Initiative ehren dürfen: CatscallsofLinz ist ein herausragendes feministisches Projekt! Die Preisträgerinnen leisten damit sowohl im öffentlichen Raum als auch online Bewusstseinsarbeit und sagen so Sexismus den Kampf an“, betont Frauenstadträtin Mag.a Eva Schobesberger.
Insgesamt 23 Einreichungen für den Frauenpreis 2023 haben das Frauenbüro der Stadt Linz dieses Jahr erreicht. Unter dem Vorsitz von Stadträtin Mag.a Eva Schobesberger gehörten der Jury 2023 weiters die Gemeinderätinnen GRin Sarah Fechter (SPÖ), GRinTheresa Ganhör (ÖVP), GRin Martina Tichler (FPÖ), GRin Gerlinde Grünn (KPÖ) und GRinRenate Pühringer (Linz+) an. Sie begründeten ihre einstimmige Entscheidung folgendermaßen: „Catcalls sind unerwünschte, unangemessene, sexuell anzügliche Kommentare, Geräusche und Zurufe, denen man von meist fremden Personen auf offener Straße ausgesetzt ist. Ein Catcall ist kein Dialog auf Augenhöhe, er löst Gefühle der Unsicherheit, Unterlegenheit und Unwohlsein aus und kann ein traumatisches Erlebnis sein.
Und genau dieses Bewusstsein schärft das Team von „CatcallsofLinz“ mit dem Projekt „Wir kreiden (verbale) sexuelle Belästigung an!“. Die Aktivistinnen kämpfen mithilfe von öffentlicher Kreidekunst dafür, verbale sexuelle Belästigung in der Öffentlichkeit sichtbar zu machen – offline und online. Somit geben sie den Betroffenen auch eine Plattform, ihre Geschichte zu teilen und ermöglichen es, den Ort, an dem der Catcall passiert ist, ‚zurückzuerobern‘. Gleichzeitig wird direkt vor Ort eine Diskussion angestoßen und aufgezeigt, wo in Linz überall Belästigung passiert. Dieser feministische Einsatz der Initiative „CatcallsofLinz“ wird mit dem Frauenpreis der Stadt Linz 2023 ausgezeichnet.“
Die Verleihung des Frauenpreises findet im Rahmen der festlichen Veranstaltung „talk of fem“ am 2. März statt.
Die im November erschienene Prävalenzstudie „Gewalt gegen Frauen“ zeigt, dass jede dritte Frau zwischen 18 und 74 Jahren in Österreich ab dem Alter von 15 Jahren körperliche und/oder sexuelle Gewalt erlebt hat (34,51 %). Fast jede sechste Frau war im Erwachsenenalter von Androhungen körperlicher Gewalt betroffen (15,25 %) und jede fünfte Frau (21,88 %) wurde im Laufe ihres Lebens Opfer von Stalking.
Seit vergangenem Jahr setzen sich die beiden Aktivistinnen ehrenamtlich mit Hilfe von Kreidekunst in Linz dafür ein, verbale sexuelle Belästigung in der Öffentlichkeit sichtbar zu machen. Sie kreiden Catcalls auf den Straßen und an Orten des Geschehens an und geben Betroffenen die Möglichkeit, auf einer Plattform ihre Geschichte zu teilen. Gleichzeitig wollen sie direkt vor Ort eine Diskussion anstoßen und aufzeigen, wo in Linz überall Belästigung passiert. Die Ankreidungen fotografieren und stellen sie mit der Originalnachricht der Einsenderin auf den Instagramaccount von „CatcallsofLinz“ – völlig anonymisiert: https://www.instagram.com/catcallsoflinz/.
Zusätzlich nützen die beiden ihren Account um auf andere feministische Themen aufmerksam zu machen und diese aufzuarbeiten. Hierzu erstellen sie regelmäßig Infopostings zu verschiedenen Schwerpunkten, etwa zu „Warum Feminismus“, „Intersektionaler Feminismus“, „Pridestonewall was a riot“ oder „Was ist der equal pay day“.
Am 15. Juli 2023 nachmittags findet vor dem Alten Rathaus eine Ankreideaktion statt. Dafür sind eigene Postkarten gedruckt worden. Auf diesen können Betroffene in anonymer Form ihre Erfahrungen der sexuellen Belästigung im öffentlichen Raum einsenden. Die dabei gesammelten Catcalls werden in einem weiteren Schritt im öffentlichen Raum am Vorplatz des Altes Rathauses „angekreidet“.
Text- und Fotoquelle: Stadt Linz