Neues Projekt, altes Spiel: Mit dem kompletten Abriss der ehemaligen ÖBB-Wohnanlage im Franckviertel zugunsten eines umfangreichen Neubauvorhabens inklusive zweigeschoßiger großer Tiefgarage sowie zwei Hochhäusern, setzt sich einmal mehr das alte Denken gegenüber einer ressourcenschonenden Vorgehensweise durch. „Ständig Gebäude, deren Bausubstanz in Ordnung ist, zur Gänze wegzureißen, anstatt zumindest Teile des Bestands durch eine Sanierung und Weiterentwicklung zu erhalten, geht sich im Jahr 2024 nicht mehr aus. Das ist weder zeitgemäß noch im Sinne des Klimaschutzes“, macht Stadtplanungsexperte Markus Rabengruber, Planungssprecher der Grünen Linz, deutlich.
Die Gründe, warum auch bei den früheren ÖBB-Wohnungen im Franckviertel die Abrissbirne geschwungen werden soll, liegen auf der Hand. „Den kompletten Bestand abzureißen und von vorne anzufangen, dient vor allem dazu, eine höhere Dichte zu ermöglichen und um wieder einmal eine Tiefgarage unter die Erde zu betonieren, wie sie ja auch bei dem konkreten Projekt geplant ist. Eine Quartiersgarage wäre hier die Chance gewesen, Strukturen zu schaffen, die die sanfte Mobilität bevorzugen“, betont Rabengruber. Offen ist auch noch die Nutzung der Freiräume des künftigen Gölsdorf Areals. „Hier muss unbedingt rechtlich abgesichert werden, dass die Freibereiche später nicht unzugänglich gemacht werden und das gesamte Gebiet nicht zu einer ‚Gated Community‘ wird“, so Rabengruber.
Dass an einem Neubau kein Weg vorbeiführen würde, bezweifelt der Stadtplanungsexperte. „Mit dieser Argumentation müsste in Linz jedes Haus nach spätestens 80 Jahren abgerissen werden. Dann würde es viele Altbauten nicht mehr geben und wir hätten zum Beispiel auch keine Altstadt mehr“, gibt Rabengruber zu bedenken. Daher setzt sich der Planungssprecher der Grünen generell für eine sensiblere Vorgehensweise im Umgang mit dem Altbestand in unserer Stadt ein. Schließlich verbraucht jedes Haus, das geschleift wird, durch den Abriss und anschließenden Neubau viel CO2. „Hier wäre insgesamt mehr Bewusstsein für einen möglichst ressourcenschonenden Umgang und kreative Lösungen gefragt“, betont Rabengruber.