Seit 2012 würdigt die Stadt Linz alljährlich herausragendes frauenpolitisches Engagement. Heuer geht der mit 3.600 Euro dotierte und von Stadträtin Eva Schobesberger initiierte Frauenpreis an das Frauenhaus Linz für das Projekt StoP - Stadtteile ohne Partnergewalt, das zum Ziel hat, gemeinsam mit Bewohner*innen sowie Multiplikator*innen aus Vereinen, Firmen, Bildungseinrichtungen und Politik, Gewalt gegen Frauen und Kinder bis hin zu Femiziden zu verhindern. Seit 2021 verfolgt StoP in Linz mit einer Verknüpfung von Gemeinwesen- und Opferschutzarbeit einen neuen Ansatz der Gewaltprävention gegen Gewalt gegen Frauen und Kinder: StoP setzt genau dort an wo Gewalt passiert - nämlich in der Nachbarschaft.
„Frauenmorde stellen die schlimmste Eskalationsstufe eines umfassenden Problems dar: das gesellschaftliche Zusammenleben ist geprägt von einer massiven Schieflage zwischen den Geschlechtern. Eine Ausprägung davon ist Männergewalt, genährt von männlichem Besitz- und Anspruchsdenken gegenüber Frauen. Mindestens jede fünfte Frau ist in Österreich von Gewalt betroffen. Der gefährlichste Ort ist für Frauen noch immer das eigene Zuhause. Ich bin deshalb sehr froh, dass das Linzer Frauenhaus mit dem Projekt StoP nun einen zusätzlichen Ansatz im Gewaltschutz in Linz etabliert. Ich danke den Initiatorinnen von ganzen Herzen für ihr Engagement und freue mich über den einstimmigen Juryentscheid“ so Schobesberger.
Das Frauenhaus Linz wurde von der Jury einstimmig für den diesjährigen Frauenpreis ausgewählt. Unter dem Vorsitz von Stadträtin Mag.a Eva Schobesberger gehörten der Jury 2022 weiters die Gemeinderätinnen Sarah Fechter (SPÖ), Mag.a Theresa Ganhör (ÖVP), Martina Tichler (FPÖ), Gerlinde Grünn (KPÖ) und Renate Pühringer (Linz+) an.
Sie begründeten ihre Entscheidung folgendermaßen: „Österreich hat ein massives Problem mit Männergewalt und die COVID-19-Pandemie hat die Situation noch einmal verschärft. Alleine im vergangen Jahr wurden 31 Frauen getötet. Das Projekt „StoP – Stadtteile ohne Partnergewalt“ setzt nun dort an, wo Gewalt passiert: in der Nachbarschaft. Es zeigt Unterstützungsmöglichkeiten für Gewaltbetroffene auf und informiert Nachbar*innen was getan werden kann, wenn häusliche Gewalt in ihrer Umgebung wahrgenommen wird. Das Projekt fördert Zivilcourage, bietet Vernetzung und sensibilisiert Betroffene und deren Umfeld darüber, dass Gewalt kein individuelles Problem ist, sondern ein gesellschaftliches. Durch die Präsenz in den Linzer Stadtteilen zeichnet sich das Projekt besonders durch den niederschwelligen Zugang aus. Die Verknüpfung von Gemeinwesenarbeit und Opferschutzarbeit ist insgesamt ein erweiterter und innovativer Ansatz in der Gewaltprävention, wofür das Frauenhaus Linz mit dem Frauenpreis der Stadt Linz 2022 ausgezeichnet wird.“
Neben dem Bestreben Gewalt gegen Frauen und Kinder bis hin zu Femiziden zu verhindern versucht das Projekt zudem einen „gesellschaftlichen Klimawechsel“ in Nachbarschaft und Stadt herbeizuführen. 2021 gab es in Österreich 31 Femizide und 63 Mordversuche gegen Frauen. Gewalt darf nicht länger ignoriert und toleriert werden! StoP vermittelt Wissen und Unterstützungsangebote bei Gewalt und will viele Menschen jeglichen Alters, Frauen* und Männer*, durch regelmäßige Treffen sowie Aktionen und Öffentlichkeitsarbeit stärken und ermutigen. Ziel ist es, sich für gleichberechtigte und gewaltfreie Beziehungen einzusetzen, diskriminierende stereotype Geschlechterrollen zu hinterfragen und bei Gewalt hinzuschauen und zivilcouragiert zu handeln und so Gewalt in Familien zu stoppen.
StoP ist ein Gemeinwesenprojekt und orientiert sich an der Methode des Community Organizing. Diese Methode kommt ursprünglich aus den USA und unterstützt Menschen ihren eigenen Lebensraum kollektiv und organisiert zu gestalten und zu verändern. Im vergangenen Sommer holte das Frauenhaus Linz das StoP Projekt nach Linz Nord und startete sogleich ausgehend von der Harbachsiedlung mit der Umsetzung in Linz Urfahr. Aufgrund des Interesses von Ehrenamtlichen und Vereinen aus anderen Linzer Stadtteilen und der pandemiebedingten Verlegung von Treffen in den digitalen Raum wurde das Projekt im Herbst auf das gesamte Stadtgebiet ausgeweitet und Kontakte mit Nachbarinnen und Multiplikator*innen aus ganz Linz geknüpft.
Text- und Fotoquelle: Stadt Linz